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14.10.2024
Kleine Pilzkunde"Weißt Du was das für ein Pilz ist?". Solche oder ähnliche Fragen tauchen immer wieder bei dem Hüttenwirt der Tauritzmühle auf. Die Sammler bringen Pilze in Plastiktüten, in denen sie womöglich schon stundenlang vor sich hingammeln und da schaut so manches Prachtstück nicht mehr gut aus.
Daher 1. Regel: Pilze nicht in Plastiktüten oder Plastikbehältnisse transportieren. In den Wald gehen und Pilze holen - was kann man dabei schon falsch machen? Vielleicht nicht wirklich viel, aber es gibt doch manches zu beachten, an das man zunächst gar nicht denkt. Eine gewisse Vorbereitung schadet nicht, um das Pilzesammeln auch zu dem schönen Erlebnis werden zu lassen, das man sich darunter vorstellt. Neben wetterfester, geländetauglicher Kleidung und einem Messer, ist vor allem das Transportbehältnis für die gefundenen Pilze wichtig. Ohne Zweifel ist hierfür ein geflochtener Korb oder Spankorb die erste Wahl. Das Sammelgut bekommt darin Luft und zerdrückt sich nicht gegenseitig. Bitte niemals Plastikbeutel verwenden, möglichst auch keine Eimer! In solchen Behältnissen fangen die Pilze schnell an zu schwitzen und können sich im Laufe weniger Stunden bereits so weit zersetzen, dass ihr Verzehr eine Lebensmittelvergiftung zur Folge hätte. Auch Alufolie eignet sich zum getrennten Einpacken solcher Bestimmlinge gut. Es ist hilfreich, sich zu den unbekannten Arten gleich vor Ort ein paar Notizen zu machen, beispielsweise über die dort vorhandenen Begleitbäume, natürlich noch besser Fotos machen.
Fortpflanzung: Die Verbreitung der Pilze erfolgt durch mikroskopisch kleine Fortpflanzungseinheiten, den Sporen. Deren Größe bewegt sich pm (1 pm = 1 Mikrometer = 1/1000 Millimeter). Sie werden in der Fruchtschicht gebildet, die sich je nach systematischer Gruppe entweder auf Lamellen, in Röhren, auf der Außenseite oder im Inneren des Fruchtkörpers befindet. Die Sporen entstehen auf mehr oder weniger keuligen Ständerzellen oder im Inneren von sackartigen Schläuchen. Im ersten Fall spricht man von Ständerpilzen , im zweiten von Schlauchpilzen. Diese wesentliche Unterscheidung ist so essentiell wie in der Zoologie der Unterschied zwischen Säugetieren und Eier legenden Tieren. Wenn die Sporen reif sind, werden sie freigesetzt. Trifft eine Spore auf einen für sie günstigen Standort, wächst aus ihr zunächst ein Zellstrang aus, der durch Verzweigung ein kleines Geflecht bildet, das Myzel. Danach müssen sich zwei verschiedengeschlechtliche Myzelien treffen und verbinden, denn nur ausdiesen sogenannten Paarkernmyzelien können überhaupt neue Fruchtkörper entstehen. Dass ein solch kompliziertes, vom Zufall bestimmtes Zusammentreffen nicht sehr häufig vorkommt, liegt auf der Hand. Die Pilze können dies aber durch eine ungeheure Anzahl von Sporen ausgleichen, die jeder Fruchtkörper bildet. Ein einziger Riesenbovist entlässt während seines rund zweiwöchigen Lebens mehrere Billionen Sporen in die Luft. Kein Wunder, dass die Hälfte aller Schwebeteilchen in unserer Atmosphäre Pilzsporen sind!
Ernährung: Symbiontisch Mykorrhizapilze: Das sind Ritterlinge-Täublinge-Schleierlinge-Pfifferlinge. Das Wurzelgeflecht der Pilze verbindet sich mit den Wurzeln der Bäume oder auch anderer Pflanzen. Es findet ein Austausch von Stoffen statt. Dies ist zu beiderseitigem Nutzen, doch profitieren die Pflanzen stärker von dieser Gemeinschaft als die Pilze. Diese liefern Wasser und darin gelöste Mineralstoffe an die Pflanzen und erhalten dafür nicht benötigte zuckerähnliche Stoffe.
Saprobiontisch Zersetzer: Das sind Trichterlinge-Egerlinge-Schirmlinge-Trameten. Diese Gruppe Pilze ernährt sich von bereits totem, organischem Material, wie z. B. Laub oder abgestorbene Pflanzen- und Holzreste. Ohne sie gäbe es keinen Humus und die Erde würde in meterhohen Bergen von totem Material ersticken.
Parasitisch Schmarotzer: Das sind Hallimasch- Schwefelporling-Mehltaue-Fußpilze. Hier attackiert das Pilzgeflecht noch lebende Organismen und bringt diese zum Absterben. Nicht nur Bäume oder andere Pflanzen sind hier die Opfer, auch Tiere, insbesondere Insekten, werden von Pilzen befallen und selbst der Mensch bleibt von Pilzerkrankungen nicht verschont. Bei den Holz zersetzenden Pilzen ist der Übergang zwischen parasitischer und saprobiontischer Lebensweise fließend und nicht immer klar zu trennen Dies ist nach „Kann man den essen?" die zweithäufigste Frage auf Pilzführungen. Sie ist einfach zu beantworten:
Kennt man die Pilzart sicher und möchte sie zum Essen sammeln, dann ist es empfehlenswert, sie abzuschneiden. Kennt man sie nicht und möchte sie bestimmen oder dem Pilzberater vorlegen, dann muss man sie im Ganzen aus dem Boden heben. Oft sind an der Stielbasis wichtige Merkmale, die beim Abschneiden verloren gehen würden. Beispielsweise lassen sich das essbare Stockschwämmchen und der stark oder gar tödliche giftige Gift-Häublirtg nur an den Stielmerkmalen sicher auseinander halten. Erntet man also nur die Hüte und lässt die zähen Stiele gleich im Wald, dann kann selbst ein Pilzberater diese Pilze nicht mit der notwendigen Sicherheit erkennen, weil die entscheidenden Merkmale fehlen. Aus dem Boden drehen ist dagegen nicht nötig, Pilze haben kein Schraubgewinde. Man sollte aber darauf achten, dass das im Boden entstandene kleine Loch wieder zugedeckt wird, damit das Pilzgeflecht an dieser Stelle nicht austrocknet.Das Zerreißen des Myzels durch das Herausheben schadet dagegen sehr wahrscheinlich nicht; unter Laborbedingungen zeigte sich sogar eine verstärkte Myzelbildung nach mechanischer Störung.
Nicht nur die Sammelzeit, auch die Menge des Sammelguts unterliegt meistens verschiedenen Beschränkungen. Und auch hier gilt wieder, dass man die in der jeweiligen Region herrschende Gesetzgebung erfragen muss. In Deutschland ist es verboten, die durch die Bundesartenschutzverordnung geschützten Arten zu sammeln. Einige davon sind allerdings für den Eigenbedarf freigegeben. Wie wiederum „Eigenbedarf" ausgelegt werden kann, ist nirgends genau definiert. In der Praxis üblich ist auch hier die Menge von 1 kg pro Sammler und Tag. An diese sollte man sich tunlichst halten, denn in Baden-Württemberg musste im Jahr 2007 beispielsweise ein Steinpilzsammler, der 5 kg Steinpilze gesammelt hatte, 200 Euro Bußgeld zahlen! Arten, die so selten und rückläufig sind, dass sie in einer Roten Liste stehen, sollten aus Vernunftgründen nicht gesammelt werden, außer es handelt sich um nur regional seltene Arten, die man in ihrem Hauptverbreitungsgebiet sammelt. Der Lachs-Reizker wäre so ein Beispiel: Am Rande seines Verbreitungsgebietes ist die Art tatsächlich selten und sollte dort geschont werden, in den Tannenwäldern der Alpen und des Schwarzwalds gehört er jedoch zu den häufigen Arten, deren Genuss man sich nicht zu verwehren braucht. Die meisten, wenn nicht sogar alle Pilze, haben spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum. Wenn Sie diese kennen und die entsprechenden Biotope erkennen können, finden Sie nicht nur einfacher Pilze, sondern können diese auch leichter bestimmen.
So wächst beispielsweise der essbare flockenstielige Hexenröhrling nur auf sauren Böden und vor allem in Nadelwäldern, während sein Doppelgänger, der giftige Satans-Röhrling, ausschließlich unter Laubbäumen auf Kalkböden vorkommt. Beide schließen sich in ihren ökologischen Bedürfnissen folglich gegenseitig aus und kommen nicht zusammen vor. Wenn Sie also erkennen, in welchem Biotop Sie sich bewegen, dann lassen sich mit etwas Erfahrung schon eine ganze Anzahl an Pilzarten nennen, die Sie dort erwarten dürfen, oder auch bestimmte Pilzarten ausschließen, weil sie dort eben nicht wachsen. Viele Pilze kommen entweder nur auf sauren oder nur auf basischen Böden vor. Wenn Sie nun einschätzen können, welche Pilze im jeweiligen Lebensraum zu erwarten sind, so ist natürlich erst recht von Interesse, wann diese denn wohl erscheinen. Dies hängt oft von der generellen Wachstumszeit der Art ab. Es gibt Pilze, die nur im Frühjahr (z. B. Morcheln, Mai-Ritterling) oder nur im Winter (z. B. Austernseitling, Samtfuß-Rübling) wachsen. Der Großteil der Arten jedoch bildet Fruchtkörper im Laufe des Sommers und Herbstes, bisweilen auch in mehreren Schüben. Was löst nun die Bildung von Fruchtkörpern aus? Pilze benötigen zum Wachsen Feuchtigkeit und ein gewisses Maß an Wärme. Ist es zu kalt, also unter 10-12 °C, dann stellen die meisten Arten ihr Wachstum ein. Ist es zu warm, ab etwa 25-30 °C, wachsen Pilze auch wieder nicht, selbst wenn genügend Feuchtigkeit vorhanden wäre. Ist es so trocken, dass sich im Boden Risse zeigen, dann braucht man nicht in den Wald zu gehen, um Pilze zu finden. Wer es dennoch versuchen will, der muss die von Natur aus dauerfeuchten Biotope aufsuchen: Moorränder, Bach- und Seeufer, Auwälder oder eingeschnittene Schlucht Wälder. In diesen Lebensräumen wird man dann aber bei übermäßigen Niederschlägen enttäuscht sein. Hochmoorpilze sind zwar auf nasse Böden spezialisiert, aber wenn der Sommer verregnet ist und das Moor unter Wasser steht, dann findet man gerade dort weniger als anderswo. Das ist dann die richtige Zeit, um in warme, flach gründige Gebiete auf Pilzsuche zu gehen. Im Kalkbuchenwald, auf Trockenrasen und in vergleichbaren Biotopen wird die Pilz Flora diese üppigen Niederschläge ausnutzen. Dabei ist entscheidender, dass es lange anhaltend regnet, als die Regenmenge an sich.
Ein weiterer Tipp für den Pilzsammler ist, im Frühsommer und Sommer eher die Laubwälder aufzusuchen, im Herbst eher die Nadelwälder. Das Pilzwachstum fängt im Jahresverlauf im Laubwald an, vor allem an dessen Rändern, in Parks und an ähnlich lückigen Stellen. Insbesondere Wegränder sind oft schon mit Pilzen bestanden, wenn im Wald noch nichts los ist, weil der Boden im Traufbereich der Bäume besonders viel Feuchtigkeit abbekommt. Weiter im Waldesinneren und in den Nadelwäldern erscheinen die Pilze dann mit fortschreitender Jahreszeit, im Kiefernwald auf Sandboden endet das Pilz Jahr. Hier kommen oft erst ab Oktober überhaupt Pilze in nennenswerter Zahl vor. Diese Faustregel kann durchaus als grober Anhaltspunkt dienen, ist aber natürlich auch etwas vom jeweiligen Witterungsverlauf abhängig. Ein nicht zu trockenes Frühjahr, anschließend ein Kälteeinbruch im Juni mit nachfolgend kühlen Temperaturen wird viele Herbstpilze bereits im Juli zum Fruktifizieren animieren, während ein goldener Herbstbeginn mit hohen Temperaturen bei genügend Feuchtigkeit auch Anfang Oktober einen Sommeraspekt, vorwiegend bestehend aus Dickröhrlingen, Täublingen und Wulstlingen, hervorrufen kann.
Umgang mit Pilzen
Selbstverständlich sollte sein, dass man nie und unter keinen Umständen Pilze verzehrt, die man nicht zweifelsfrei als essbar erkennt. Erst recht nicht, wenn man sie von einer nicht persönlich als Kenner bekannten Person geschenkt bekommt.
Was aber tun mit fast ganz sicher erkannten, beinahe bestimmten oder gar unklaren Arten? Hier kann ein geprüfter Pilzberater helfen. Geprüfte Pilzberater gibt es in vielen Städten oder Landkreisen und im Regelfall haben sie vor einem entsprechenden Fachgremium ihre Kenntnisse unter Beweis gestellt. Meist handelt es sich um die von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie abgenommene oder eine von ihr anerkannte Prüfung. Natürlich kann auch ein nicht geprüfter Pilzberater gute Arbeit leisten, aber wenn der Ratsuchende ihn nicht gerade persönlich kennt, wie will er dann dessen Seriosität einschätzen? Denn „Pilzberater" darf sich jeder nennen, egal ob er irgendwelche Kenntnisse auf diesem Gebiet hat oder nicht. Es empfiehlt sich daher, zur eigenen Sicherheit darauf zu achten, dass man sich von einem Pilzsachverständigen der DGfM oder vergleichbaren Institutionen mit qualifizierter Ausbildung beraten lässt. Eine Liste geprüfter Pilzberater bietet die DGfM auf ihrer Internetseite www.dgfm-ev.de
Besonders möchten wir uns an dieser Stelle bei Herrn Genz bedanken, der uns seine Pilzdatenbank zur Verfügung stellt. | ||||